Positionsabhängige Zahnradabweichungen der sensibelsten Bauteile gleichen sich in all diesen Situationen aus. Abraham Louis Breguet (1747-1823) hat 1795 das Tourbillon erfunden, um Veränderungen in der Position einer Uhr (und die daraus resultierende Ungenauigkeit) zu beseitigen. Es wurde 1801 in Paris erteilt[1], in der Patentanmeldung wird es als "Régulateur à Tourbillon"[2] bezeichnet. Ein simples Tourbillon kann die Position nicht in allen Richtungen ausgleichen.
Die Temperaturunterschiede wirken sich auch bei diesen Armbanduhren nahezu ebenso aus wie bei normalen mechanischen Uhrwerken. Die Tourbillons sind technologisch sehr aufwendig und nicht sehr robust. Das Tourbillon bietet umso weniger Präzision, je besser die Balance ist. Beim kardanischen Uhrenbau (z.B. Navigations-Chronometer) ist die Ausgleichswelle immer in der Senkrechten. Das Tourbillon macht in diesem Falle keinen Sinn.
Die ersten 200 Jahre wurden nur etwa 700 Stück Tourbillon gefertigt, da ihre Herstellung besonders aufwendig ist. Aus diesem Grund sind Tourbillon-Uhren kostspielig. Das Einstellen und Reparieren einer Tourbillon-Uhr erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Umsicht. Inzwischen gibt es jedoch bei nahezu allen Luxusuhrenherstellern die entsprechenden Armbanduhren, so dass inzwischen mehrere tausend Tourenbillons produziert wurden.
Die dänische Eisenbahn hat eine Modifizierung dieser Armbanduhren entwickelt. Diese Karussells sind aufgrund ihrer Herstellung wesentlich schwerwiegender als ein Tourbillon und kompensieren Positionsfehler durch eine vollständige Drehung alle 261/4min. Oft wurden Fensterausschnitte in das Ziffernblatt eingefräst, um den Einblick in das Karussel zu ermöglichen.
Das" fliegende" Tourbillon ist eine weitere Entwicklung oder Variation des Breguet-Klassikers. Das Besondere am Tourbillon ist, dass auf die Oberbrücke zur Aufbewahrung des Korbes gänzlich verzichtet wird. Theoretisch kann das Tourbillon eine Veränderung der statischen Position der Uhr durch Drehung um die Handachse kompensieren, nicht aber durch dynamisches Stören (z.B. beim Joggen).
Ein komplexer Mechanismus rotiert die Waage kontinuierlich um drei Äxte, ähnlich einem Kreiselsystem. Im Jahr 2004 wurde von der schweizerischen Uhrmacherei Greubel forsey das Doppel-Tourbillon 30° entwickelt, das mit einem Doppel-Tourbillon ausgerüstet ist. Das Besondere dabei ist der Einsatz eines kleinen, 30° geneigten Tourbillons in einem grösseren Tourbillon-Drehgestell.
Das Tourbillon dauert eine Stunde für eine komplette Revolution, das Tourbillon-Drehgestell vier Sekunden für eine Umwälzung. Dies soll eine höhere Genauigkeit als einfache Tourbillon-Uhrwerke ermöglichen. Ab 2008 stellt die Firma Gréubel ein weiteres Model her: das "Quadruple Tourbillon à différentiel" hat zwei Doppel-Tourbillons in einem Etui.
Diese Uhr verwendet ein kugelförmiges Differenzial, das die vier Tourbillonrahmen vereint. Ähnlich einem Differenzialgetriebe im Pkw gewährleistet das Differenzial eine gleichmässige Leistungsübertragung, auch wenn die Tourbillonrahmen verschiedene Drehzahlen haben. Das Besondere dabei: Das Tourbillon rotiert um drei Äxte. Wie das zweiachsige Tourbillon ist auch das gesamte Tourbillon mit einem Konstantkraftmechanismus ausgerüstet .
Nahezu alle Luxus-Uhrenhersteller führen heute Tourbillon-Uhren. Obwohl seine Wirkung auf die Ganggenauigkeit von Uhrwerken beschränkt ist, ist das Tourbillon immer noch sehr populär. Aus diesem Grund ist das Ziffernblatt dieser Uhr in der Regel durchgehend offen, so dass ein Einblick in das Tourbillon und einen Teil des Uhrwerks möglich ist. Inzwischen stellen die chinesischen Uhrenhersteller Turbillonuhren her, die größtenteils über Internet-Auktionen unter diversen (oft europaweit klingenden) Künstlernamen verkauft werden.
In Sammlerkreisen werden über deren Qualitäten, Preise und Werte gesprochen. Eine weitere Tendenz bei Internet-Auktionen besteht darin, für eine Uhr mit erkennbarer Balance mit dem Vermerk "Tourbillon Style" oder gar "Tourbillon" zu werben, obwohl es sich nur um eine reine Ankerhemmung mit festem Hemmungsrad handel. Heyne, München 1996, ISBN 978-3453114906 Reinhard Meis: Einsteigermodell.
Vom Hals bis zum Tourbillon. Callwey, München 1982, ISBN 3-7667-0568-7. Reinhard Meis: Das Tourbillon.