Der kann die komplexesten Uhren bauen, die es gibt. Es kann nur der Lufstaub für sie schädlich sein, kein mechanisches Problem, Oechslin ist ungefährlich. "Universelles Genie", "Verrückt, was er tut", "einer der raffiniertesten Uhrenschmiede der Welt" - genial, das ist das Motto, das immer wieder aufkommt. In seiner Werkstatt in Luzern steht Ludwig Oechslin, natürliches grünes Expeditionsshirt mit orangefarbenem Tigerfell (ein Überrest aus einem Lager in Nepal, wo er vor vielen Jahren war), Angelweste, Wandersandalen mit Klettverschluss.
Er verlässt das Gespräch mit Beat Weinmann, seinem Partner, einem wachsamen Jungmann, der die Philosophie des Unternehmens gerne erläutert, Partikel und Models aufzeigt und Ihnen ins Ohr sagt, wie "genial" sein Partner ist. An einem bestimmten Punkt warf Weinmann einen Blick auf einen Prototypen, den er in seiner Werkstätte im Weinkeller aufgebaut hatte, und erkannte ihn sofort:
Bereits vor zehn Jahren haben sie gemeinsam die Fa. Ochs und Junior gegründet. Weinmann, so vermutet man es, ist für das Unternehmen verantwortlich. Öchslin zum Ausprobieren. Es gibt kein Aushängeschild mit Uhren auf Samtpolstern, keinen Sicherheitsmann, der die Türen aufmacht, keinen dicken Velours-Teppich, keinen Namen in goldener Schrift, keine One-a-Situation. Auf der einen Seite Oechslin Werke, auf der anderen eine schöne schwarzhaarige Frau zusammen.
Das Ladengeschäft ist Shop, Werkstätte und Firmensitz in einem. Sie sind nur hier oder im Netz erhältlich. Hergestellt wird die prämierte Webseite von Cail Pearce, Stanford-Absolventin und Ex-Google-Mitarbeiterin, die Oechslin und Weinmann während seiner Hochzeitsreise in der Schweiz traf und von ihnen und ihrem Vorhaben so begeistert war, dass er sich entschied zu verweilen.
Pro Jahr werden bis zu 200 Uhren produziert, mehr ist nicht möglich, aber das Unternehmen ist auch so ertragreich. Doch Oechslin dreht nur die Daumen. Ob Architekt, Kulturschaffender, Politiker, Entrepreneur, IT-Branche, Arzt, alle Menschen mit einem "hohen Grad an intellektueller Unabhängigkeit", wie Weinmann sagt. Ganz simpel - Uhren sind genau wie das Unternehmen.
Simplifizierung: Oechslin, der sich sowieso die ganze Zeit notiert hat und nun ruhig sein Grundsatz erklärt: Je mehr Abschnitte, um so mehr Irrtümer gibt es.