Das CSEM feiert am Donnerstag die Geburt der Quarzuhr. Es gab bereits große Quarzuhren, aber ihr Stromverbrauch war viel zu hoch, im Vergleich zu der Größe einer Uhr und der Ladeleistung der seinerzeitigen Akkus. Beim jährlichen Präzisions-Wettbewerb des Schweizer Zeitmessungsunternehmens SSC belegten Quarzuhren aus Neuchâtel die ersten Plätze im Wettbewerb zwischen Schweizer und den Japaner.
Auch die vom jap. Uhrenhersteller Seiko vorgelegten und auf der selben Technik basierenden Modelle mussten sich mit einem Trostpreis auszeichnen. In den darauffolgenden Jahren trieben die Japans ihre Quarzuhren zur Serienreife, während die Schweizer die Entwicklungen verschlafen. In der lokalen Uhrenbranche verging die Zeit, als die Firma Seiko in den frühen 70er Jahren billige Quarzarmbanduhren auf den Markt gebracht hat.
Beliebte und billige Armbanduhren überschwemmten den Uhrenmarkt und viele Schweizer Hersteller sind untergegangen. Unter den 90'000 Personen, die zwischen 1970 und 1984 in der Schweizer Uhrenbranche beschäftigt waren, verblieben weniger als 40'000. Auch diese bedauerliche Situation hinderte die Konstrukteure nicht daran, weitere Innovationen zu entwickeln, wie CSEM am heutigen Tag in einer Ankündigung zum Jubiläum mitteilte.
Die Schweizer Uhrenbranche verdankt ihre Erlösung außerdem einer Quarzuhr: der Swatch.
Der Triumphzug der Quarz-Uhr beginnt 1967 mit der Beteiligung der sagenumwobenen "Beta 1" an einem Chronometer-Wettbewerb in Neuchâtel. Es war zehn Mal präziser als die damals besten Mechanikuhren. Das Schlagwort Quarz ist für viele Uhrenliebhaber eine Auferlegung. Eine batteriebetriebene Elektronikuhr, die von einem schwingenden Quarzglas im Rhythmus der Uhr geführt wird, ist der Sinnbild für preiswerte und genügsame Uhrwerke - obwohl das Konzept mit dem Erscheinen der Smart Watch eine völlig neue Dimension angenommen hat.
Es gibt heute kein portables Elektronikgerät ohne Quarzoszillation. Kühlgeräte, Öfen und natürlich Fahrzeuge sind ebenfalls mit Quarzuhren ausstattet. Wo immer ein Microprozessor taktet, ist auch ein Quarzoszillator drin. Das " Centre d'Electronique et Microtechnique " wurde 1962 von der Schweizerischen Vereinigung der Uhrmachereien FH (Fédération Horlogère) ins Leben gerufen.
Im Jahr 1960 vom US-Hersteller Bulova eingeführt, bewies die Accutron, dass es möglich war, eine Armbanduhr zu produzieren, die den besten Mechanikuhren weit voraus war. Etwas verärgert waren die Schweizer sicherlich, dass sie den Erbauer dieser Uhr, deren Uhrwerk durch eine brummende Schwinggabel geregelt wurde, nicht ernst nahmen, als er mit seinem Patentschutz an ihre Tür klopfte und ihn nach Amerika gehen ließ.
Bereits seit den 1920er Jahren war das Funktionsprinzip der Quarz-Uhr bekannt.
Sie hieß "Beta 21". Erste damit ausgestattete Armbanduhren wurden an der Baseler Messe im April 1970 als sensationelle Neuheiten präsentiert. Neben den elf Schweizer Uhrenwerken nahmen auch fünf Quarzuhrwerke des Japaners Seiko Suwa an den Chronometer-Wettbewerben 1967 teil. Obwohl sie schlechteste Resultate erreichten, waren sie den Mechanikwerken immer noch weit voraus.
So hatten die Japans die gleiche Vorstellung, und zwar ohne Rücksicht auf die Schweizer. War die Quarz-Uhr in der Schweiz als etwas Besonderes anzusehen, das zum höchstmöglichen Preis und in kleinen Mengen zu den Menschen gebracht werden sollte, so war Seiko bestrebt, den breiten Aktionsradius zu erreichen. Etwa vier Monaten vor der Lancierung der ersten Schweizer Quarz-Uhr brachten die Japans am 27. November 1969 ihr Seiko " Astron " auf den Markt. 18. Januar 1969.
Ein kleines Glück kostet die Uhr, aber die Japans stecken ihr ganzes Know-how in die Weiterentwicklung und industrielle Fertigung immer billigerer Quarz-Uhrwerke, so dass die Uhrenpreise Jahr für Jahr sinken. Die Schweizer Uhrenbranche geriet in den folgenden Jahren in eine schwere Krisensituation (heute auch "Quarzkrise" genannt), in der rund 60'000 Stellen verlor.
Der Schweizer Uhrenmarkt war vollständig in der mechanischen Industrie verankert und konnte sich nicht schnell auf die neue fernöstliche Konkurenz einstellen. Dass die Schweizer Quarz-Uhr nicht mit der in Japan konkurrierenden Uhr Schritt halten konnte, ist auf das starke Schweizer Gehaltsniveau und den Mangel an Elektronikspezialisten zurückzuführen.