HINTERGRUND Uhrenfirmen erkennen den grauen Markt als notwendigen Missstand.
Mehr und mehr Käufer sind es müde, zu viel für eine prestigeträchtige Uhr am Arm zu zahlen und kaufen auf dem grauen Markt. Uhrenliebhaber können ein gutes Geschäft machen, während der graue Markt dem Handel eine gute Möglichkeit gibt, sich von überschüssigen Waren zu trennen. Für die Uhrenbranche ist dies ein zunehmendes Nachteil.
Uhrenchef Jean-Claude Becher nennt den grauen Markt gar "Krebs der Industrie". Der Umsatz ist seit fast zwei Jahren rückläufig, weil sich das Tourismusgeschäft mit Festlandchinesen in Hongkong und Europa abschwächt. Meist werden die mechanischen Armbanduhren in einem langen Verfahren aus mehreren hundert Einzelteilen zusammengebaut, so dass die Fertigungspläne in der Regel zwei Jahre im Vorhinein erstellt werden.
Der graue Markt, auf dem Originaluhren rechtmäßig verkauft werden, ist für den Handel jedoch ein bedeutender Vertriebskanal. Besonders in Fernost, aber auch in den USA sitzt mancher Dealer auf unverkauften Waren, deren Preis rasch mehrere zehntausend Francs erreichen kann. Von Audemars Piguet bis hin zu den Zeniths können Interessierte feine Armbanduhren zu einem Preis von 20 bis 30, im Extremfall sogar bis zu 70 Prozent, vorfinden.
Es gibt keine offiziellen Zahlen über den Grauen Markt. Neben Hongkong und Japan werden die USA immer wichtiger, da der hohe Kurs des Dollars es den Händlern am grauen Markt leicht macht, ihre Uhr in Europa billiger zu erstehen. Das Graumarktproblem wird nicht von allen Marken gleich angegangen. "Da Audemars Piguet oder Patek Philippe die Uhrenpreise international auf dem selben Stand gehalten haben, ist es nicht viel interessanter, eine Uhr im Ausland zu erwerben ", sagt ein Graumarktanbieter aus den USA mit beinahe 20 Jahren Berufserfahrung, der anonym bleibt.
Auch auf dem grauen Markt sind ihre Erzeugnisse kaum zu haben. Denn im Unterschied zu Omega und Jaeger würden Audi emars und Patrick nur begrenzte Stückzahlen ausstoßen. Außerdem haben sie den grauen Markt besser in Schach gehalten als große Hersteller, weil sie schneller Preis, Herstellung und Vertrieb umgestellt haben.